20 Die dicken Dohlen Dora und Daniel
Der kleine dicke König und die Königin waren inzwischen aus ihrem Herbsturlaub zurückgekehrt und kamen wieder täglich zum Unterricht.
Am ersten Tag nach den Ferien brachte der kleine dicke König eine Kiste Äpfel mit in die Schule. Natürlich trug er sie nicht selbst, sondern der Diener schleppte die schwere Last in den Klassenraum. Die Kinder mochten Äpfel und bald war die Kiste bereits halb leer. Man hörte allerdings viele Kaugeräusche und einer der frechen Jungen spuckte tatsächlich Kerne durch die Gegend. Zum Glück traf er damit niemanden und als der Lehrer es bemerkte, setzte es ein gehöriges Donnerwetter.
In der Nähe der Schule lag ein Wäldchen. Es war nicht sehr groß, aber die Kinder konnten hier nach Herzenslust spielen. Einige kletterten sogar auf die Bäume, obwohl die Eltern es verboten hatten. Es gab vor allem weit ausladende Buchen.
In den Kronen der Bäume hatten Dohlen ihre Nester gebaut. Deshalb nannten die Kinder das Wäldchen Dohlenwald. Am ersten Tag nach den Ferien erzählte der Lehrer den Kindern von diesen Vögeln. Sie gehören zu den Rabenvögeln. Sie sind kleiner als andere Raben, aber sie können sehr drollig sein. Manchmal verlieren sie ihre Scheu vor Menschen, dann können manche richtig frech werden. Sie sind sehr neugierig und lieben alles, was glänzt und glitzert. Das versuchen sie dann zu stehlen.
Unter den Dohlen im Dohlenwald waren zwei, die besonders neugierig waren. Sie kamen regelmäßig in den Pausen zum Schulhof geflogen. Wahrscheinlich hofften sie darauf, die Butterbrote der Kinder stibitzen zu können. Manche Kinder gaben ihnen auch freiwillig etwas ab. Die Kinder hatten sich auch längst Namen für die beiden ausgedacht. Sie nannten sie Dora und Daniel. Dohlen mögen gern Beeren, Früchte, Nüsse, Mäuse, Insekten, Abfälle, Schnecken oder Fische. Weil sie offenbar reichlich davon gefunden hatten, waren sie ganz schön dick geworden.
Auch der kleine dicke König und die Königin hörten den Vortrag des Lehrers an. Sie mochten keine Dohlen, denn die flogen auch über die Dächer des Schlosses und ließen dann gern mal etwas fallen.
Natürlich wollten die Kinder nun auch lernen, wie man die Wörter "die dicken Dohlen", "die Dora" und "der Daniel" schreibt. Der Lehrer malte ihnen nur die Anfangsbuchstaben an die Tafel: ein kleines d und ein großes D. Die Kinder schrieben es in der Luft und auf den Tischen nach und rannten dann auf den Schulhof, um das kleine d und das große D ganz oft in den Sand zu zeichnen. Dabei schnatterten sie lustig durcheinander und Hannes sah ihnen wie immer dabei zu. Auch Dora und Daniel kamen angeflogen und taten so, als könnten sie die Buchstaben lesen. Aber noch mehr interessierten sie sich für den Mist beim Pferdestall.
