19 Die Ferien
Viermal im Jahr machte der kleine dicke König Urlaub, denn Regieren ist anstrengend.
Im Winter blieben der König und die Königin zuhause in ihrem Schloss. Es lag auf einem Hügel und wenn Schnee gefallen war, konnte man wunderbar rodeln. Das tat der König für sein Leben gern. Seine Frau allerdings traute sich nicht. Sie hatte Angst, sich einen ihrer langen Knochen zu brechen. Sie ging lieber mit ihren Hofdamen im Schnee spazieren. Vorher mussten die Diener allerdings einen Weg freischaufeln.
Doch der kleine, dicke König rodelte immer wieder mutig den Hügel hinunter. Wenn er mit dem Schlitten umfiel und im Schnee lag, - und das passierte häufig - dann lachte er laut und wälzte sich mit seiner kugeligen Figur wie ein Kind.
Im Frühling und im Sommer fuhren seine Frau und er an einen See, der eine Tagesreise mit der Kutsche entfernt lag. Dort wohnten sie in einem Holzhaus, das sehr viel kleiner war als das Schloss zuhause. Der König angelte dann und die Königin musste ihm die Fische braten. Beide saßen viel in der Sonne und fanden es fantastisch.
Als der Herbst gekommen war, konnten der kleine dicke König und die Königin einige Tage lang nicht zur Schule kommen. Sie machten nämlich wieder Urlaub. Wie gesagt, den brauchte der König viermal im Jahr. Im Herbst fuhren er und seine Frau meistens ins Gebirge um zu wandern. Außerdem machte er eine Fastenkur, denn er war ja viel zu dick. Er bekam tagelang nur eine dünne Suppe zu essen und sollte trotzdem viel laufen. Das gefiel ihm nicht und deshalb dauerten diese Ferien auch nur zwei Wochen. Die Königin wanderte nicht. Sie machte nur kurze Spaziergänge um einen schön gelegenen Bergsee. Abends strickte sie Socken am Kamin.
Weil der König und die Königin nicht da waren, hatten die Kinder in der Schule ebenfalls schulfrei. Man nannte diese Ferien "Kartoffelferien", weil in dieser Zeit die Kartoffeln reif waren und geerntet werden konnten. Das war im Reich des kleinen dicken Königs mit viel Handarbeit verbunden und die Kinder halfen dabei mit.
Damit die Kinder nicht alles vergaßen, gab der Lehrer ihnen eine Aufgabe mit. Sie sollten immer wieder alle Buchstaben, die sie bereits kannten, in den Boden der Felder schreiben, auf denen sie Kartoffeln ernteten. Am letzten Tag vor den Ferien zeigte er ihnen noch, wie man das kleine f und das große F schreibt. Die Kinder schrieben diese Buchstaben in der Luft und auf den Tischen nach. Dann rannten sie hinaus, schrieben das kleine f und das große F wie immer wohl hundert Mal auf dem Schulhof in den Sand. Hannes sah ihnen dabei zu. Er brauchte keine Ferien, er brauchte nur Futter, vor allem leckeren Hafer.
