15 Auf der Osterhasenwiese
In der Nähe der Schule gab es einen Wald. Zwischen dem Wald und der Schule lag eine Wiese. Im Sommer blüten hier bunte Blumen und saftiges Gras lockte die Tiere des Waldes an. Doch die meisten waren scheu und trauten sich nur in der Dämmerung am frühen Morgen und am späten Abend hinaus. Wenn man sich ganz leise verhielt und der Wind günstig stand, konnte man sie dann beobachten.
Die Kinder nannten diese Wiese die Osterhasenwiese. Denn hier konnte man tagsüber immer wieder Hasen sehen. Manche hoppelten nur herum, andere rasten im Hasentempo durch die Gegend, schlugen dabei Haken und machten weite Sprünge.
Den Namen Osterhasenwiese hatten die Kinder erfunden. Sie nannten die Hasen nämlich meistens Osterhasen. Die Geschichtenerzähler hatten ihnen immer wieder erzählt, zu Ostern würden Hasen Eier legen, sie bunt anmalen und dann den Menschen schenken. Manche Kinder glaubten das tatsächlich, doch andere zweifelten daran. Sie hatten gehört, die Kinder von Vögeln, Schmetterlingen und Krokodilen würden sich in Eiern entwickeln.
Hasen jedoch würden lebende Jungen gebären.
Der Lehrer hatte den Kindern auch erklärt, dass man Hasen und Kaninchen unterscheiden muss. Hasen sind größer, sie haben längere Ohren und längere Hinterbeine. Vor allem aber: Kaninchen wohnen in Höhlen unter der Erde, während Hasen sich allenfalls in Furchen und Mulden ducken, um nicht entdeckt zu werden.
Heute waren wieder Hasen auf der Osterhasenwiese zu sehen, insgesamt vier. Die Kinder standen am Fenster, um sie zu beobachten. Der kleine dicke König ließ sich von dem Diener eine Leiter holen, damit er auch etwas sehen konnte. Er schaute durch ein goldenes Fernrohr. Die Königin war entzückt, vor allem, als zwei Hasen miteinander kämpften. Das kommt bei Hasen tatsächlich manchmal vor. Doch bald waren die Tiere wieder verschwunden.
Da zeigte der Lehrer den Kindern, wie man
O
und
o
schreibt. Auch dieser Buchstabe schien allen ganz einfach. Sofort schrieben sie ihn mehrfach in den Sand und überall hin, wo man schreiben konnte. Der König und die Königin übten wieder auf ihren Schiefertafeln.
Dann dachten sich die Kinder allerlei Namen aus für die Hasen, die sie auf der Osterhasenwiese beobachtet hatten. Einen nannten sie Ottokar, einen anderen Oskar, ein kleines Häschen bekam den Namen Ottilie und das vierte wurde Olga genannt.
